Parkett als soziales Kunstprojekt

Das Parkett in all seinen Möglichkeiten eine Kunstform ist, zeigt Barbara Caveng mit ihren sozialen Plastiken mehr als deutlich. Im Rahmen ihrer Kunstprojekte inszeniert sie Parkett auf eine moderne und sehr lebendige Art, die einen augenblicklich fasziniert und die Neugier zum Detail weckt.

Neuköllner Sozialparkett

Das Parkett aus Holz hergestellt wird, daran besteht kein Zweifel. Warum Holz aber für das Endprodukt Parkett speziell produziert werden muss, ist mit Sicherheit diskutierbar.

Im Jahr 2007 wurden in Berlin 972.601 Tonnen Haus- & Sperrmüll entsorgt. Von Kleidung bis hin zur kompletten Sofagarnitur, findet man in Berlins Straßen so ziemlich alles, was der Öffentlichkeit vom alten Besitzer übergeben wurde. Barbara Caveng hat diese Objekte über Monate gesammelt und zu „Neuköllner SozialParkett“ verarbeitet.

Ein Ladenlokal in der Okerstraße diente während der Sammelphase als Sammelstelle und Ort der Kommunikation mit der Neuköllner Bevölkerung. In der Sammlung befanden sich die unterschiedlichsten Holzfunde wie Regalbretter, Schranktüren, Küchenmöbel, Tisch- & Arbeitsplatten und vieles mehr. Diese wurden anschließend zu Parkett verarbeitet und im Museum Neukölln auf 120 qm verlegt.

Der Katalogtext von Michaela Nolte erklärt den Gedanken hinter diesem Projekt:

„Auf Dem Gesellschaftsparkett:
Parkett, welches seit dem 16.Jh. als hochwertiger Fußboden verlegt wird, erfüllt nicht allein die Funktion eines Bodenbelages, sondern ist gleichzeitig gesellschaftliche Repräsentationsfläche.
Durch die Möglichkeiten der industriellen Fertigung zwar längst nicht mehr der Oberschicht vorbehalten, haftet dem Parkett – im Gegensatz zum Laminat – immer noch ein Hauch von Exklusivität an.

In der Umsetzung mit Materialien der modernen Möbelindustrie, eben Pressspan, MDF, etc, werden die kostbaren Hölzer der Parkettverarbeitung durch kunststoffbeschichtete Imitate ersetzt. Aus den kurzlebigen Billigprodukten der Wohnkultur entsteht in der Transformation ein Produkt, welches mit einem Reigen von Mustern und Farben künstlicher Oberflächen eine neue Ästhetik und Wertigkeit erhält. Gleichzeitig macht die Verwendung von ausrangierten, aus dem persönlichen Gebrauch stammenden Möbelstücken, die von den Lebensumständen und dem Geschmack ihrer einstigen Besitzer erzählen, das Parkett zur sozialen Plastik. Auslegeware gegen Parkett zu tauschen, bedeutet soziale Anerkennung und gesellschaftliche Zugehörigkeit.
Das Sozialparkett öffnet diesen Zugang für jedermann und ist also nicht nur eine Aufwertung von „Abfallmaterial“, sondern spielt mit der im „Gesellschaftsparkett“ steckenden Idee von sozialer Anerkennung und Erfolg.“

Ausstellungsvideo vom Neuköllner Sozialparkett

Zur Webseite von Sozialparkett

Belziger Volksparkett

Fischgrätparkett aus Materialien der Wohnkultur der Bewohner der Stadt Belzig.
Das Volksparkett entstand 2009 als Beitrag zum Ausstellungsprojekt VOX POPULI[lat. Stimme des Volkes] für Die Kunsträume auf Burg Eisenhardt.
Von Oktober Bis März 2010 war es in der St. Marienkirche in Bad Belzig verlegt.

zur Webseite von Volksparkett

Aus Kunst ergeben sich tolle Möglichkeiten

Kunst aus Sperrmüll, im Endprodukt ein traditioneller Bodenbelag, in dem viele Geschichten stecken und dem Betrachter als kreativer Nährboden dient. Diese Art und Weise, Parkett zu inszenieren, ist in seinen möglichen Anwendungsbereichen noch lange nicht erschöpft. Ein Kindergarten, Kaffee oder ein Club mit einem solch lebendigem und farbenfrohen Boden, würde auf jeden Fall begeistert aufgenommen werden und seine Wirkung nicht verfehlen. Wir hoffen, dass Frau Caveng weiterhin mit so tollen Ideen aufwartet und weitere Parkett-Installationen von ihr zu sehen sein werden.

Die Person hinter dem Projekt

Barbara Caveng

Die 1963 in Zürich geborene Künstlerin Barbara Caveng, studierte 1982-86 an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz. Seit 1991 ist sie freischaffende bildende Künstlerin mit Schwerpunkt partizipatorische Projekte, Installation, Skulptur/Objekt. Als mehrfach ausgezeichnete Künstlerin und mit ihrem Durchbrauch im Jahre 2001, hat Barbara Caveng bis heute eine bereits bemerkenswerte Anzahl von Ausstellungen erreicht.

 

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